Die Lufthansa muss sich einen neuen Chef suchen: Christoph Franz steht Insidern zufolge kurz vor dem Rücktritt bei dem Luftfahrtkonzern. Ihn dürfte es zu einem großen Schweizer Pharmakonzern ziehen. Von Jan Dams und Ernst August Ginten
Lufthansa-Chef Christoph Franz wird den Luftfahrt-Konzern verlassen. Dies erfuhr die "Welt" von mehreren mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Franz spricht demnach bereits mit dem Aufsichtsrat über sein Ausscheiden aus dem Unternehmen. Sein Vertrag endet im Mai 2014. Offiziell wollte die Lufthansa dies allerdings weder kommentieren noch dementieren.
Franz soll nach einem Bericht der Schweizer Zeitung "NZZ" ein heißer Kandidat für den Posten des Verwaltungsratspräsidenten beim Schweizer Pharmakonzern Roche sein. Der Amtsinhaber Franz Humer hat seinen Rücktritt für nächstes Frühjahr angekündigt. Dessen Nachfolge soll auf einer Verwaltungsratssitzung Ende September geregelt werden.
Roche ist der fünftgrößte Pharmakonzern der Welt. Franz sitzt seit 2011 im Verwaltungsrat und hat seinen privaten Lebensmittelpunkt in Zürich. Er war jahrelang Chef der zur Lufthansa gehörenden Schweizer Airline Swiss.
Aus dieser Zeit werden ihm sehr gute Kontakte in die Schweizer Politik und Spitzenkreise der Wirtschaft nachgesagt. Er gilt in der Schweiz als erfolgreicher Sanierer, weil er die Swiss relativ lautlos zu einer Ertragsperle im Lufthansa-Konzern geformt und damit auch die für die Schweizer Wirtschaft lebenswichtige Funktion des Züricher Flughafens als internationales Luftdrehkreuz erhalten hat. Der Aufsichtsrat der Lufthansa tagt am kommenden Mittwoch.
Lufthansa im Umbau
Lufthansa-Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber fällt damit gleich zu Beginn seiner Amtszeit die schwierige Aufgabe zu, einen Nachfolger für seinen Duzfreund Franz zu finden. Der Konzern befindet sich mitten in einem bis dato einmaligen Umbauprozess. Auf der einen Seite werden im Rahmen des "Score-Programms" Stellen in der Verwaltung abgebaut, unrentable Bereiche abgestoßen sowie Prozesse verschlankt.
Auf der anderen Seite muss mehr Geld für eine Grunderneuerung der Flotte verdient werden. Dies hatte in den letzten Monaten zu erheblichen Spannungen in der Belegschaft geführt. Franz war dabei des öfteren vorgeworfen worden, er zerstöre die DNA des Unternehmens. Dieser verwies immer wieder auf die stärker werdende Bedrohung der Lufthansa durch staatlich geförderte Golfairlines wie Emirates oder Etihad und die aggressiven europäischen Billigairlines.
In Unternehmenskreisen gilt es derzeit als unwahrscheinlich, dass ein Topmanager von außen Chancen auf die Franz-Nachfolge haben könnte. Als aussichtsreiche interne Kandidaten gelten in Branchenkreisen der Chef der Lufthansa Airline, Carsten Spohr, und Karl Ulrich Garnadt, der derzeit die Lufthansa Cargo führt.
Allerdings wird Mayrhuber darauf bestehen, dass die Kandidatensuche und Ernennung nach innen und außen sehr transparent und nachvollziehbar ablaufen wird.
Der heutige Aufsichtsratschef und langjährige Vorstandschef Mayrhuber war im Mai erst nach einer langen Hängepartie in den Aufsichtsrat gewählt worden, weil ausländische Investoren starke Bedenken geäußert hatten. Dabei hatte der gebürtige Österreicher die im deutschen Corporate-Governence-Kodex vorgeschriebene Frist von zwei Jahren, die sogenannte Cooling-off-Period, erfüllt.